Brexit: Sicher ist, dass noch nichts sicher ist

Frage: Über den drohenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) – also den Brexit – ist bereits viel geschrieben worden, allerdings wenig Konkretes. Damit mir als Anleger überhaupt eine Orientierung möglich wird, würde ich gerne wissen, wie denn der Zeitplan und die Umsetzung eines solchen Brexit genau aussehen kann? Des Weiteren wüsste ich gerne, welchen Einfluss die Entscheidung des britischen High Courts auf das weitere Verfahren und den Zeitplan hat? Und wie könnten mögliche Varianten des Brexit – hier wird vom „harten“ oder „weichen“ Brexit gesprochen – aus Ihrer Sicht aussehen?

Jeanette R. aus Ulm

Antwort: Die amtierende britische Regierung hat angekündigt, den Austritt aus der EU nach Art. 50 des EU-Vertrags bis Ende April 2017 formell zu erklären. Damit wäre dann  der erste Schritt in Folge des Votums aus dem britischen Volksentscheid getan.

Sollte dieser so genannte Trigger wie geplant erfolgen, beginnt eine Frist von zwei Jahren, in der Großbritannien und die EU die genauen Modalitäten und Details verhandeln. Aus heutiger Sicht ist völlig offen, ob am Ende dieser Verhandlungen ein „harter“ Brexit – also ein vollständiger Austritt aus dem EU-Vertrag erfolgt – oder ob ein „weicher“ Brexit gelingt, der auch weiterhin eine enge Verbindung zur EU ermöglicht. Dies hängt ganz wesentlich vom Verhandlungsverlauf ab. Denkbar sind auch viele Varianten zwischen diesen beiden extremen Möglichkeiten. Die vor kurzem verkündete Entscheidung des britischen High Courts, der eine Zustimmung des britischen Parlaments zum Brexit verlangt, könnte diesen Zeitplan übrigens sehr stark durcheinander bringen: Klarheit wird wohl erst das Urteil der nächsten Instanz des britischen Supreme Court bringen, das für Anfang Dezember 2016 erwartet wird. In jedem Fall kann man heute schon sagen, dass ein angestrebter Abschluss der Verhandlungen bis April 2019 sehr ambitioniert scheint. 

Jella Benner-Heinacher