Was steckt hinter dem Begriff „Helikoptergeld“?

Frage: Vor kurzem hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, das Thema „Helikoptergeld“ aufgegriffen und hierbei von einem „interessanten Konzept“ gesprochen. Ganz ehrlich: Ich habe kein Wort verstanden. Das klingt total abgehoben. Könnten Sie mir erläutern, was hinter dem Begriff „Helikoptergeld“ steckt? Wozu braucht man dieses Instrument? Und wie wahrscheinlich ist es aus Ihrer Sicht, dass die EZB dieses Instrument zur Bekämpfung der aktuellen Lage und Deflationsgefahr einsetzt?

Huberta W. aus Hamburg

Antwort: Der Begriff „Helikoptergeld“ geht auf den Monetaristen und prämierten Wirtschaftsforscher Milton Friedman zurück und stammt aus dem Jahr 1996. Friedman schlug zur Bekämpfung der Deflation vor, Geld an die Bürger zu verschenken. „Nehmen wir an, ein Hubschrauber steigt auf und wirft Dollar-Noten über der Gemeinde ab. Dann würden die Bürger sie aufsammeln und zumindest teilweise auch ausgeben.“

Der Grundgedanke dahinter ist, dass auf diese Art und Weise die Nachfrage wieder belebt werden könnte. Die durch Draghis Äußerung ausgelöste heftige Debatte zeigt jedoch vor allem eines: Die Expertenmeinungen über dieses potenzielle Instrument zur Belebung der Konjunktur gehen weit auseinander! Manche halten den Einsatz von Helikoptergeld für einen möglichen, logischen nächsten Schritt nach dem Quantative Easing, also dem massenweisen Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB. Andere zweifeln an der rechtlichen Zulässigkeit des Instruments und seiner praktischen Machbarkeit. Kritiker verweisen darauf, dass ein solches Instrument nicht mehr innerhalb der Befugnisse des EZB-Mandates liege und zudem gegen den EU-Vertrag verstoße. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass es tatsächlich zu einem solchen Geldsegen für die Bürger kommt. Allerdings könnten andere Formen von Helikoptergeld beispielsweise über „ewige Kredite“ an staatliche Förderbanken, diskutiert werden.

Jella Benner-Heinacher