Wie gefährlich sind Margin Calls für die Finanzmärkte?

Frage: Bis vor kurzem bin ich davon ausgegangen, dass die durch Probleme mit den sogenannten „Subprime-Krediten“ ausgelöste Bankenkrise ihrem Ende zusteuert. Aber schon droht angeblich neues Ungemach. Jetzt soll ein massiver Liquiditätsengpass etlicher Hedgefonds die Finanzmärkte erneut in die Knie zwingen. Ausgelöst werde dies in erster Linie durch die „Margin Calls“ der Banken. Können Sie mir erklären, wieso das so gefährlich ist?

Jens K. aus Ruhpolding

 

Antwort: Banken, die ihren Kunden, also auch Hedgefonds, Kredite zur Verfügung stellen, für die als Sicherheit ein bestimmter Wertpapierbestand hinterlegt wird, haben hierfür in der Regel sogenannte „Margin Calls“ vereinbart. Danach kann die Bank als Kreditgeber ihre Schuldner auffordern, weitere Wertpapiere zu liefern, wenn etwa die Preise für die hinterlegten Anleihen und Aktien einem erheblichen Kursverfall unterliegen. Die andere Alternative wäre die Rückforderung des Darlehens. Ein aktuelles Beispiel für die Misere ist die Entwicklung bei der Carlyle Capital Corporation, einer Tochtergesellschaft des amerikanischen Finanzinvestors Carlyle. Die Aktien dieser Gesellschaft wurden kurzzeitig vom Handel ausgesetzt, da die Liquidität durch Margin Calls in Gefahr gekommen war. Als Reaktion auf solche Engpässe kann es zu Notverkäufen durch betroffene Fonds kommen, was sich dann auch wieder auf die Banken selbst auswirkt. Verfallen die Preise der als Sicherheit hinterlegten Wertpapiere weiter, was die Folge groß angelegter Notverkäufe sein kann, müssen die Kreditinstitute diese Papiere zwangsweise in ihre Bücher nehmen und dann hohe Wertberichtigungen darauf ausweisen. Dies könnte im Ergebnis zu einer Verschärfung der Kreditkrise führen.

Jella Benner-Heinacher