Vorstandsvergütungsstudie 2013

Die DSW hat gemeinsam mit der Technischen Universität München ihre Studie zur Vorstandsvergütung vorgestellt. Die Studie zeigt: Die Vergütungen der DAX30-Vorstände sind im Schnitt um 2,5 Prozent gestiegen, die Vergütungen im MDAX hingegen sanken um 5,1 Prozent. Insgesamt werden deutsche Vorstände auch im internationalen Vergleich weiterhin wettbewerbsfähig vergütet. Erstmalig wurden auch die Vergütungen der Finanzvorstände im DAX30 genauer analysiert.

Teilnehmer:
Professor Dr. Gunther Friedl
, Technische Universität München, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Controlling
Ulrich Hocker, DSW-Präsident
Christiane Hölz, DSW-Vergütungsexpertin
Jürgen Kurz, DSW-Pressesprecher

Es gilt das gesprochene Wort
(Redner: Ulrich Hocker)

Meine Damen und Herren,
alle Jahre wieder sind die Gehälter der Vorstände deutscher Aktiengesellschaften eines der großen Aufregerthemen. Genauer müsste man wohl sagen: Die Gehälter der drei bis vier höchstbezahlten Vorstandschefs. Die Dynamik in der öffentlichen Diskussion nochmals deutlich erhöht hat die sogenannte „Abzocker-Initiative“ in der Schweiz. Auch wenn es ursprünglich nicht das eigentliche Ziel des Initiators Thomas Minder war, die Vorstandsgehälter massiv zu senken.

Der Erfolg der Schweizer Initiative hat offenbar auch den Druck auf die deutsche Politik erhöht, sich des Themas erneut anzunehmen. Erschwerend kam hier sicher die Tatsache hinzu, dass wir uns in einem Wahljahr befinden, und bei dem Thema „Managergehälter“ die Emotionen zuverlässig hoch schlagen. Zudem lassen sich mit einer Reform, die vordergründig der Begrenzung der Vorstandsvergütung gilt, schnell ein paar gesellschaftspolitische Sympathiepunkte einheimsen, ohne dabei zusätzliche Kosten für den Bundeshaushalt zu verursachen.

Das Ergebnis: Nach einem Gesetzentwurf, der noch vor der Bundestagswahl endgültig verabschiedet werden soll, sollen die Aktionäre künftig verbindlich über die Gehälter von Managern entscheiden.

Dass die Politik sich der Vergütung deutscher Spitzenmanager widmet, ist alles andere als neu. 2005 wurde mit dem Vorstandsvergütungsoffenlegungsgesetz VorstOG auf die aus politischer Sicht mangelnde Umsetzung der im Corporate Governance Kodex formulierten Transparenzempfehlungen durch die deutsche Wirtschaft reagiert. 2009 folgte mit dem Vorstandsvergütungsangemessenheitsgesetz VorstAG ein erster Versuch, vermeintliche Gehaltsexzesse in den Griff zu bekommen. Und 2013 soll nun der nächste Schritt folgen.

Zurzeit gilt aber noch das „alte“ Recht. Danach legt der Aufsichtsrat die Vergütung des Vorstands fest. Die Aktionäre haben auf die Entscheidung des Kontrollgremiums nur begrenzt Einfluss. Seit der Verabschiedung des VorstAG 2009 können sie im Rahmen des sogenannten „Say on Pay“ über das Vergütungssystem für den Vorstand auf der Hauptversammlung abstimmen. Das Votum ist allerdings freiwillig, für den Aufsichtsrat nicht bindend und rein auf das Vergütungssystem, nicht aber auf die konkrete Vergütungshöhe bezogen. Die Zustimmungsquoten auf den Hauptversammlungen liegen in der Regel um die 90 Prozent.

Nach der nun vom Kabinett vorgelegten und vom Bundestag bereits verabschiedeten Neufassung der Say-on-Pay-Vorschrift soll künftig die Hauptversammlung jährlich - und für den Aufsichtsrat verbindlich - sowohl über das Vergütungssystem des Vorstands als auch über die höchstens erreichbare Gesamtvergütung abstimmen. Die Darstellung der maximalen Vergütung soll dabei getrennt nach Vorstandsvorsitzendem, Stellvertreter und einfachem Vorstandsmitglied erfolgen. Ein ablehnender Beschluss der Hauptversammlung soll allerdings keinen Einfluss auf die Wirksamkeit bereits bestehender Vorstandsverträge haben.

Die geplante Neuregelung und ihre Begründung sind aus meiner Sicht nicht völlig überzeugend. So wird die Tatsache außer Acht gelassen, dass es in Deutschland – im Gegensatz etwa zur Schweiz oder auch den USA und Großbritannien – ein Two-Tier-System gibt. Hierzulande gibt es also eine klare Aufgabentrennung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. In einstufigen Systemen ist das nicht so. Im schlimmsten Fall kann es dort sogar zu einer Situation kommen, in der die Funktionen von CEO und Chairman von ein und derselben Person wahrgenommen werden. Aktuelles Beispiel hierfür ist etwa James Dimon von der US-Bank JP Morgan Chase.

Auch wird nicht gewürdigt, dass die überwiegende Mehrheit der börsennotierten Aktiengesellschaften mittlerweile auch ohne entsprechenden Zwang ihre Vergütungssysteme auf der Hauptversammlung zu Abstimmung stellt. Und bisher haben im Falle einer Ablehnung - oder auch nur einer größeren Anzahl an Gegenstimmen - die Aufsichtsräte daraus für die Zukunft Konsequenzen gezogen. Bei HeidelbergCement votierten in der Hauptversammlung 2010 rund 54 Prozent der Aktionäre gegen das Vergütungssystem des Unternehmens. Der Aufsichtsrat überarbeitete das System komplett. Ebenfalls im Anschluss an die Hauptversammlung 2010 passte die Deutsche Bank ihr Vergütungssystem nach einer recht knapp ausgefallenen positiven Mehrheitsentscheidung an.

Zudem macht eine jährliche Wiederholung der Abstimmung zumindest dann keinen Sinn, wenn sich an dem Vergütungssystem zwischenzeitlich nichts geändert hat.
Unklar bleibt schließlich, ob Aktionäre abweichende Konzepte und Höchstgrenzen zur Abstimmung stellen dürfen. Die Formulierung der Bundesregierung, die Aktionäre könnten „ihre üblichen Rechte nutzen und in der Hauptversammlung Fragen zu dem Vergütungssystem stellen“, legt das nahe. Ein eigenes Antragsrecht der Aktionäre würde dem Aufsichtsrat allerdings einen zentralen Bestandteil seiner Personalkompetenz entziehen, der darin besteht, die Vorstandsvergütung festzusetzen. Was zunächst ganz aktionärsfreundlich klingt, hat auf der Haftungsseite für die Anteilseigner weniger erfreuliche Konsequenzen. Der Aufsichtsrat wäre von einer eventuellen Haftung diesbezüglich dann wohl freigestellt.

Nach Meinung der DSW wäre es deutlich sinnvoller gewesen, zunächst abzuwarten, ob die jüngsten Änderungen des Deutschen Corporate Governance Kodex Wirkung zeigen, statt direkt zum Gesetz zu greifen. Die Kodex Kommission, die ja eigens von der Regierung eingesetzt wurde, hat erst kürzlich beschlossen, dass die Unternehmen betragsmäßige Höchstgrenzen für die Vorstandsvergütung festlegen sollen; und zwar sowohl für die Gesamtvergütung als auch für die variablen Vergütungsbestandteile. Damit stünden auch die von den Gesellschaften für ihre Vorstände eingezogenen Caps im Rahmen des Say on Pay zur Abstimmung. Zudem wird eine deutlich transparentere und vergleichbarere Darstellung der Vergütung in tabellarischer und weitgehend standardisierter Form gefordert.

Doch in einem Wahljahr kann man von der Politik wahrscheinlich alles verlangen – nur keine Geduld. Aus meiner Sicht ist die geplante Gesetzesänderung daher nicht viel mehr als Symbolpolitik, die in der Konsequenz nicht dazu führen wird, die Gehälter der Großverdiener unter den Vorstandsvorsitzender deutlich zu senken.
Wir hoffen daher, dass der Gesetzesvorstoß der Regierung im Bundesrat, der am 20. September zum letzten Mal in dieser Wahlperiode tagt, noch gestoppt wird. Das würde der Wirtschaft die Chance eröffnen, zunächst auf die Kodexänderungen zu reagieren. Zudem könnte das Thema nach der Wahl noch mal in aller Ruhe diskutiert werden.

Grundsätzlich wäre aus Sicht der DSW eine engere und vertrauensvollere Kooperation der Regierung mit ihrer Kommission mehr als wünschenswert. Schließlich ist der Ansatz, die Wirtschaft nicht mit pauschalen gesetzlichen Vorschriften zu überziehen, sondern stattdessen auf Freiwilligkeit und Transparenz zu setzen, immer noch der Richtige. Es geht eben gerade nicht darum, alle Gesellschaften in ein Schema zu pressen. Die Unternehmen sollen die Möglichkeit haben, ihren Bedürfnissen entsprechend zu agieren. Wenn das zur Nichteinhaltung von Kodexempfehlungen führt, muss das offengelegt und erläutert werden.
Nun aber genug der politischen Vorrede und zum eigentlichen Grund unserer heutigen Pressekonferenz: Der Vorstandsvergütungsstudie, die die DSW wieder in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Controlling der Technischen Universität München erstellt hat.

Wie schon in den vergangenen beiden Jahren lag erneut die Volkswagen AG an der Spitze des Feldes. Im Schnitt zahlte der Autobauer pro Vorstand (inklusive Vorstandsvorsitzendem) fast 6,8 Millionen Euro. Das ist zwar gegenüber der Vorjahreszahl von 8,4 Millionen Euro ein Minus von rund 19 Prozent, reicht aber immer noch für den ersten Platz.

Insgesamt überwiesen die 30 DAX-Gesellschaften im Schnitt gut 3,2 Millionen Euro pro Vorstand. Im Vorjahr lag der Wert 2,5 Prozent niedriger.

Bei den Vorstandsvorsitzenden verteidigt VW-Chef Martin Winterkorn mit einem Jahressalär von insgesamt 14,5 Millionen Euro seinen Spitzenplatz erneut deutlich. Daran hat auch ein rückwirkend wirksamer freiwilliger Gehaltsverzicht von Herrn Winterkorn nichts geändert.

Damit übergebe ich das Wort an Herrn Professor Friedl, der nun die detaillierten Untersuchungsergebnisse der Vorstandsvergütungsstudie vorstellen wird.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 

 

(Redner: Professor Dr. Gunther Friedl)

Meine Damen und Herren,

die Idee des Maßhaltens ist im vergangenen Jahr in vielen Führungsetagen unserer DAX 30 Unternehmen angekommen. Nach 22 Prozent und knapp 8 Prozent Anstieg in den beiden Jahren zuvor haben wir im vergangenen Jahr einen äußerst moderaten Anstieg der Vorstandsgehälter um 2,5 Prozent beobachtet. Damit ist die Vergütung nur geringfügig stärker gestiegen als die eines durchschnittlichen Arbeitnehmers. Mit 3,2 Millionen Euro Gesamtvergütung liegt das Gehaltsniveau der DAX-Vorstände dennoch 53 Mal höher als das Durchschnittsgehalt des Angestellten eines DAX-Unternehmens.

Den moderaten Anstieg der Vergütung halte ich für vertretbar, weil viele Unternehmen im Jahr 2012 Rekordgewinne eingefahren haben. Gleichzeitig sind die Börsenwerte der DAX-Unternehmen erheblich gestiegen. Der deutsche Leitindex liegt im Vergleich zum Vorjahr nämlich um fast 30 Prozent höher.

Allerdings gibt es einige bedenkliche Einzelentwicklungen. Offenbar gehen einige Unternehmen dazu über, die fixe Vergütung deutlich anzuheben. Unsere Studie zeigt nämlich, dass die Fixvergütung um 4,9 Prozent gestiegen ist. Gleichzeitig ist die variable Vergütung im Schnitt um 6,3 Prozent gesunken.

Besonders auffällig ist die Entwicklung bei der Commerzbank. Dort wurde die Fixvergütung um mehr als die Hälfte erhöht und liegt nun deutlich höher als beispielsweise bei der Allianz oder der Munich RE. Auf der einen Seite hatte die Commerzbank wegen des Endes des Gehaltsdeckels zwar offenbar einen gewissen Nachholbedarf gesehen. Dabei ist der Aufsichtsrat aber nach meinem Eindruck deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Die Höhe der Fixvergütung liegt nun sogar erheblich über dem Niveau vor der Krise. Zudem wurde trotz der schwachen Geschäftsentwicklung noch ein zusätzlicher Bonus für das Geschäftsjahr 2012 gewährt.

Insgesamt halte ich diesen Trend, leistungsabhängige Vergütungsbestandteile durch feste Gehälter zu ersetzen, für fragwürdig. Damit wird ein hohes Gehaltsniveau zementiert, das Unternehmen zwingt, auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten hohe Gehälter zu zahlen. Damit müssen letztlich nicht die Vorstandsmitglieder, sondern die Eigentümer die Konsequenzen schlechter Managemententscheidungen tragen. Und dann muss man sich natürlich schon die Frage stellen, ob es eine Rechtfertigung für das hohe Gehaltsniveau gibt.

Eine aus meiner Sicht richtige Entwicklung ist dagegen die stärkere Betonung langfristiger Vergütungskomponenten, die sich am Aktienkurs orientieren. Der Anteil dieses Teils der Vergütung ist 2012 um mehr als 20 Prozent gestiegen und setzt damit einen Anreiz zu langfristigem und nachhaltigem Handeln für das Unternehmen.

Die Transparenz bei der Vorstandsvergütung in den DAX-Unternehmen halten wir insgesamt für gut. Jedes der 30 DAX-Unternehmen legt seine Vergütung individualisiert, also für jedes Vorstandsmitglied einzeln offen. Die Vergütungsberichte werden zunehmend ausführlicher und verständlicher.

Einzelne Unternehmen, wie beispielsweise die Allianz, beschreiben ihre Bonussysteme so ausführlich, dass Aktionäre und Öffentlichkeit die Funktionsweise gut nachvollziehen können. Die Vergütungskomponenten werden zunehmend in übersichtlichen Tabellen dargestellt. Die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex hat dazu vor kurzem einen aus unserer Sicht sehr guten Vorschlag gemacht, der für zusätzliche Transparenz sorgen kann. Die Kommission schlägt nämlich die Verwendung standardisierter Tabellen vor.

Es gibt aber auch noch einige Dinge zu verbessern. Viele Unternehmen gewähren Boni auf der Basis von individuellen Zielen. Was sich dahinter verbirgt, ist für Außenstehende intransparent. Noch zugeknöpfter geben sich Unternehmen bei den Zahlungen, die sie nach dem Ausscheiden von Vorstandsmitgliedern leisten. Ich glaube, dass einzelne Unternehmen hier bewusst auf ausführliche Erläuterungen verzichten, um eine öffentliche Diskussion zu vermeiden.

Bei den mehrjährigen Boni herrscht eine bunte Darstellungsvielfalt. Manche Unternehmen geben genau die Zahlungen an, die tatsächlich an die Vorstände geflossen sind. Andere Unternehmen berichten die zurückgestellten Beträge, die von den Vorständen im Geschäftsjahr verdient wurden, die aber noch nicht ausgezahlt wurden. Teilweise stimmen die Rückstellungen nicht mit den tatsächlichen Auszahlungen überein. Wir plädieren hier für eine einheitliche Darstellung, weil sich die Boni sonst nur schwer vergleichen lassen. Hier hätte die Kodexkommission durchaus noch einen Schritt weiter gehen können.

Schwierig interpretierbar sind auch die Angaben zu den Ruhegehältern. Auch hier müssen DAX-Unternehmen transparenter werden. Unsere Analyse zeigt, dass die Pensionen für die DAX-Vorstandsvorsitzenden deutlich gestiegen sind. Während wir im vergangenen Jahr noch einen Wert von 638 Tausend Euro ermittelt haben, liegt die jährliche Pension nun bereits bei 741 Tausend Euro. Ein spezieller Grund für diesen Anstieg ist nicht ersichtlich. Allerdings könnte es tatsächlich sein, dass die öffentliche Debatte um die Höhe der Gehälter auch dazu führt, dass die Unternehmen bei den Gehaltszahlungen an Vorstände auf weniger transparente Formen ausweichen.

Lassen Sie mich nun zu einigen interessanten Einzelergebnissen unserer Studie kommen. Der Bestverdiener unter den Vorstandsvorsitzenden im DAX war wie schon in den beiden Vorjahren trotz seines Gehaltsverzichts Martin Winterkorn von Volkswagen mit einer Gesamtvergütung von immerhin 14,5 Millionen Euro. Dieter Zetsche konnte sich mit 8,2 Millionen Euro um einen Platz auf Platz 2 verbessern. Auf Platz 3 findet sich mit Peter Löscher von Siemens ebenfalls ein Vertreter der Industrie. Er erhielt 7,9 Millionen Euro. Im Schnitt erhielten die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen 5,2 Millionen Euro.

Interessant ist, dass die Unternehmen der Finanzbranche allesamt eher im Mittelfeld und hinteren Drittel zu finden sind. Das war nicht immer so und zeigt, dass die Vergütung durchaus auf Erfolge und Misserfolge in einzelnen Branchen reagiert.

Unterschiedliche Entwicklungen zeigen sich auch beim Wachstum der Vergütungen in einzelnen Unternehmen. Neben der Commerzbank sind die Bezüge bei Beiersdorf am stärksten gestiegen. Sie haben sich mehr als verdoppelt. Den stärksten Rückgang mussten dagegen die Vorstände der Deutschen Bank hinnehmen. Ihre Vergütung ging um ein knappes Drittel zurück, liegt aber immer noch bei fast 4 Millionen Euro.

Während viele DAX-Unternehmen im Jahr 2012 ein sehr gutes Jahr hatten, gibt es aber auch schwarze Schafe. Thyssen Krupp ist beispielsweise unter erheblichem Druck und hat im Geschäftsjahr 2012 massive Verluste ausgewiesen. Da verwundert es schon, dass die Vergütung der Vorstände lediglich um 5,2 Prozent zurückging. Im Schnitt erhielten die Vorstände neben ihrem Fixgehalt und anderen Vergütungskomponenten recht üppige Bonuszahlungen von 456 Tausend Euro. Wie sich diese Bonuszahlungen bei einem Verlust von mehreren Milliarden Euro errechnen und rechtfertigen lassen, bleibt das Geheimnis des Aufsichtsrats.

Meine Damen und Herren,

wir haben ein großes Interesse daran, dass unsere DAX-Unternehmen auf den Weltmärkten erfolgreich sind. Das sind sie nach meinem Eindruck auch, weil sie insgesamt von hervorragenden Managern geführt werden. Genauso wie der FC Bayern die besten Fußballspieler nur halten kann, wenn er wettbewerbsfähige Gehälter zahlt, müssen unsere Unternehmen ihren Top-Managern wettbewerbsfähige Vergütungen gewähren.

Allerdings dürfen Unternehmen Kritik an hohen Gehältern nicht lapidar wegwischen. Ich glaube, dass Unternehmen die Gehaltszahlungen transparent machen und erklären müssen. Nur so können wir die Akzeptanz für unsere erfolgreiche Wirtschaftsordnung aufrechterhalten. Ich glaube daher auch, dass eine Begrenzung der Vorstandsvergütung, wie sie nun von der Kodexkommission empfohlen wird, ein richtiger Schritt ist. Ich glaube aber auch, dass die Verantwortung für die Vergütung klar geregelt sein muss und sehe die Verantwortung für eine leistungsgerechte und maßvolle Vergütung bei den Aufsichtsräten.

 

(Rednerin: Christiane Hölz)

Vielen Dank Herr Professor Friedl,

meine Damen und Herren,

nachdem wir nun wissen, wie die Vorstandschefs der in DAX notierten Gesellschaften vergütet werden, stellt sich die Frage, wie sie im internationalen Vergleich dastehen. Dazu haben wir die Bezüge der CEOs von Unternehmen aus der Schweiz, Frankreich und den USA analysiert. Grundlage waren dabei die in den großen Indices, Dow Jones Industrial Average, CAC40 und SMI, vertretenen Gesellschaften.

Als Fazit kann man festhalten:
Die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen wurden international auch für das Geschäftsjahr 2012 durchaus wettbewerbsfähig bezahlt.

Sie liegen mit ihrer durchschnittlichen Vergütung von gut 5,2 Millionen Euro deutlich über dem, was ihre französischen Kollegen erhalten. Die im CAC40-Index enthaltenen Konzerne zahlten ihren Chefs im Schnitt 3,6 Millionen Euro. In der Schweiz wurde mit knapp 5,4 Millionen Euro etwas mehr an die Vorstandsvorsitzenden der 20 im SMI zusammengefassten Unternehmen überwiesen als hierzulande. Nach wie vor mit weitem Abstand vorn liegen die Manager von US-Firmen. Den im DJIA zusammengefassten Gesellschaften waren ihre Top-Leute durchschnittlich 13,8 Millionen Euro wert.

Höchstbezahlter US-CEO im Geschäftsjahr 2012 war erneut Walt-Disney-Chef Robert Iger. Seine Vergütung betrug 37,1 Millionen Dollar (umgerechnet rund 28,9 Millionen Euro). Mit 27,6 Millionen Dollar (21,4 Millionen Euro) belegte Ken Chenault von American Express, den zweiten Rang. Exxon-Mobil-Lenker Rex Tillerson lag mit 27 Millionen Dollar (21 Millionen Euro) nur knapp dahinter. Alle drei genannten Herren sind übrigens nicht nur CEO, sondern gleichzeitig auch Chairman ihrer jeweiligen Gesellschaft.

Am Rande bemerkt: Herr Winterkorn würde in den USA immerhin noch einen respektablen Rang 14 belegen.

Beim Blick auf die Struktur zeigt sich, dass die variable Barvergütung in Deutschland trotz des Rückgangs zugunsten aktienbasierter Vergütungsbestandteile weiterhin eine höheren Stellenwert genießt, als in den anderen untersuchten Ländern. Gut 46 Prozent der Gesamtvergütung werden hierzulande als variable Barvergütung gewährt. In Frankreich macht diese Komponente lediglich 39 Prozent aus. In den USA sind es knapp 27 Prozent und in der Schweiz sogar nur 21 Prozent.

Insbesondere in den USA und in der Schweiz setzen die Gesellschaften verstärkt auf aktienkursbasierte Vergütungselemente. Jenseits des Atlantiks liegt der Anteil an der Gesamtvergütung bei gut 62 Prozent. Bei unseren französischen Nachbarn wird immerhin die Hälfte der Vorstandsgehälter aus dieser Quelle gespeist.

In der Schweiz finden sich die Chefs der Finanzdienstleister in der oberen Hälfte des Rankings wieder. Die Vergütung der CEOs der Schweizer Banken und Versicherungen liegen zwischen 7,2 Millionen EUR (UBS) und 5,4 Millionen. EUR (Julius Baer und Swiss Re) und damit – mit Ausnahme von Allianz-Chef Michael Diekmann – oberhalb der Vergütung ihrer Branchenkollegen in Deutschland.

Meine Damen und Herren,

im Rahmen der diesjährigen Vergütungsstudie haben wir uns erstmals auch die Gehälter der DAX-Finanzvorstände genauer angesehen, die in der Regel in der Gehaltshierarchie des Gesamtvorstands den zweiten Platz einnehmen.

Ebenso wie beim Vorstandsvorsitzenden führt Volkswagen hier die Tabelle an: Dr. Hans Dieter Pötsch erhielt eine Gesamtvergütung von 6 Millionen Euro. Seine Vergütung verringerte sich im Vergleich zu 2011 um 22,5 Prozent. Ähnlich wie bei seinem Vorstandsvorsitzenden Winterkorn besteht die Vergütung von Herrn Pötsch zu 82,9 Prozent aus variablen Vergütungsbestandteilen.

Mit einigem Abstand folgt Siemens-CFO Joe Kaeser mit knapp 4,4 Millionen Euro auf Position zwei. Bei den Vorstandsvorsitzenden zahlte Siemens ja die dritthöchste Vergütung. Platz drei unter den Finanzvorständen hat Matthias Zachert von der Merck KGaA inne, der eine Gesamtvergütung von knapp unter 4,2 Millionen Euro erhielt.

Im Durchschnitt aller DAX30-Gesellschaften wurden die Finanzvorstände mit rund 2,9 Millionen Euro vergütet. Sie lagen damit 44,3 Prozent unter dem Durchschnittssalär der Vorstandsvorsitzenden (5,245 Mio. Euro), aber 3,8 Prozent über dem eines durchschnittlichen Vorstandsmitglieds (2,814 Mio. Euro).

Dass nicht nur im DAX gut verdient wird, zeigt ein Blick auf die MDAX-Werte.

Im Jahr 2012 lag die durchschnittliche Vergütung der MDAX-Manager bei knapp 1,6 Millionen Euro. Sie betrug damit etwa die Hälfte der in den DAX Unternehmen gezahlten Gehälter. Gegenüber dem Vorjahr hat sie um 5,1 Prozent abgenommen.

Die Bandbreite der durchschnittlichen Vergütung reicht von rund 4,6 Millionen Euro bei EADS bis zu 0,5 Millionen Euro bei LEG Immobilien, die erstmalig im MDAX vertreten sind.

EADS mit seinem einstufigen Boardsystem hatte in 2012 nur den CEO als Executive Board Member. Diese ungewöhnliche Konstellation führt zu einer sehr hohen durchschnittlichen Vergütung des Gesamtvorstands.

Die stärksten Steigerungen in der durchschnittlichen Gesamtvergütung verzeichneten Celesio mit 71 Prozent, Dürr mit 62 Prozent und Symrise mit 44 Prozent. Die TUI-Vorstände bekamen 40 Prozent mehr. Dürr hat das Gehalt seiner Vorstände von 2010 bis 2012 sogar um insgesamt 237 Prozent erhöht und sich damit auf den vierten Platz in der durchschnittlichen Vergütung im MDAX vorgearbeitet.

Insgesamt stiegen die durchschnittlichen Gehälter bei 24 der 50 MDAX-Unternehmen an.

Die größten Verluste musste Puma mit einem Minus von 69 Prozent hinnehmen. Dies ist hauptsächlich auf umfangreiche Wechsel im Vorstand zurückzuführen.

Mehrjährige Boni machen inzwischen gut 17 Prozent der durchschnittlichen Gesamtvergütung eines MDAX-Vorstandes aus. Damit hat die Bedeutung der mehrjährigen Barvergütung bei den MDAX-Unternehmen zwar leicht zugenommen, jedoch ist dieser Wert immer noch deutlich geringer als bei den DAX-Unternehmen. Weiterhin vergüten MDAX-Unternehmen ihre Vorstände vorwiegend fix (39 Prozent) und kurzfristig variabel (27 Prozent).

Die Vorsitzenden der MDAX-Vorstände verdienten in 2012 im Durchschnitt 2,3 Millionen Euro. Damit ist ihre Vergütung im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert.

Die Top 3 Verdiener im MDAX waren Dr. Mathias Döpfner von Axel Springer (6,5 Mio. EUR), Brian Sullivan von Sky Deutschland (6,0 Mio. EUR) und Gerhard Weber von Gerry Weber (4,6 Mio. EUR).

Dr. Döpfner läge mit einem geschätzten Jahressalär von 6,5 Millionen Euro im DAX auf Rang 9. Allerdings ist Axel Springer eines von zehn MDAX-Unternehmen, das die Vorstandsvergütung nicht individualisiert offenlegt. Bei der Berechnung sind wir von einem Verhältnis der Vergütung von Herrn Dr. Döpfner zu den restlichen Vorstandsmitgliedern von 1,94 zu 1 ausgegangen. Dieses entspricht der im MDAX üblichen Spreizung der Gehälter im Jahr 2012.

Weitere Informationen – auch zum DAX – finden Sie in den Ihnen vorliegenden Tabellen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

DSW-Verguetungsstudie-2013-Tabellen.pdf