Heuschrecken sind echte Nützlinge
Es ist noch nicht lange her, da waren Heuschrecken einfach nur gefräßige, meist grüne, recht unbeliebte Insekten, die gerne auch mal als Schwarm auftraten. Das hat sich dank Vizekanzler Franz Müntefering mittlerweile gründlich geändert. Heute steht der Begriff für herzlose, geldgierige, ausländische Finanzinvestoren, die über wehrlose deutsche Unternehmen herfallen, diese ausplündern und eine öde Wüstenei hinterlassen, die dann an der Börse an arglose Aktionäre verkauft wird. Private-Equity-Gesellschaften wie KKR, Permira oder Blackstone avancierten zu Feindbildern aller Gutmenschen in Deutschland.
Das genaue Gegenteil ist richtig. Bis auf wenige Ausnahmen ist es für deutsche Unternehmen ein Segen, wenn professionelle ausländische Geldgeber als Teilhaber auftreten. Der Grund ist einfach: Statt notwendige Umstrukturierungen auf die lange Bank zu schieben, setzen die neuen Besitzer Pläne zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit schnell und effizient um. Das verwundert nicht, schließlich ist es erklärtes Ziel der Investoren, das jeweilige Investment nach einigen Jahren mit Gewinn weiterzuverkaufen. Und das geht eben nur, wenn zählbare Erfolge vorzuweisen sind. Hiervon profitieren auch die Arbeitnehmer. Die Frage ist, warum wir hierzulande ausländische Hilfe benötigen, um notwendige Maßnahmen zu erkennen und umzusetzen. Eines der Grundprobleme ist die Einstellung. In kaum einem westlichen Land ist die Kritik am Kapitalismus so ausgeprägt wie in Deutschland. Hier treffen zwei Strömungen aufeinander, die sich unselig ergänzen. Der Wunsch nach staatlich finanzierter Rundumversorgung und die Wirtschaftsfeindlichkeit der so genannten 68er-Generation, die heute als Lehrer, Professoren oder Politiker Bildung und öffentliche Meinung nachhaltig mitbestimmen.
Ulrich Hocker