DSW-HV-Report 2025: Aktionäre nehmen es persönlich

Düsseldorf, 10. Dezember 2025 - Aktionäre bevorzugen weiterhin klar die persönliche Teilnahme an Hauptversammlungen, wenn sie ihr Stimmrecht wahrnehmen möchten. Im DAX lag die durchschnittliche Präsenz bei Präsenzhauptversammlungen in 2025 bei knapp 70 Prozent und damit deutlich über der von virtuellen Hauptversammlungen mit rund 63 Prozent. Besonders auffällig ist, dass die Präsenz bei virtuellen Hauptversammlungen seit 2023 sogar zurückgegangen ist. „Das passt so gar nicht zu der oft hervorgebrachten Behauptung, digitale Formate seien attraktiver. Es zeigt im Gegenteil, dass viele Aktionäre mit dem virtuellen Ablauf nicht zufrieden sind“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW).

Hinzu kommt: Obwohl einige Unternehmen 2025 Verbesserungen eingeführt haben, wie beispielsweise frühere Öffnungen des Wortmeldetischs oder zusätzliche Techniktests, bleibt die technische Stabilität ein großes Problem der virtuellen Hauptversammlung. Der Anteil störungsfreier virtueller Veranstaltungen sank von 77 Prozent im Vorjahr auf 69 Prozent in 2025. In fast jeder dritten virtuellen Hauptversammlung kam es zu Unterbrechungen, eingefrorenen Bildern oder Tonproblemen.

Dies sind Ergebnisse des aktuellen „HV-Reports 2025“, für den die DSW Angaben zu mehr als 1.100 Hauptversammlungen der vergangenen drei Jahre ausgewertet hat.

 

Mehrheit in Präsenz – außer in DAX und MDAX

Insgesamt hielten auch in 2025 deutlich mehr Unternehmen ihre Hauptversammlung im Präsenzformat als im virtuellen Format ab: 65 Prozent der von der DSW untersuchten Gesellschaften ließen ihre Hauptversammlung 2025 als Präsenzveranstaltung stattfinden (2024: 67 Prozent, 2023: 61 Prozent).

Das vorwiegend gewählte Format der Hauptversammlung unterscheidet sich aber nach Indexzugehörigkeit. 67 Prozent der DAX- sowie 57 Prozent der MDAX-Unternehmen trafen sich mit ihren Eigentümern via Bildschirm. Demgegenüber bevorzugte die Mehrheit der Unternehmen im SDAX (64 Prozent) sowie der Unternehmen, die keinem der drei großen Auswahlindizes angehören (75 Prozent), in 2025 den persönlichen Austausch im Rahmen des Präsenzformats. Keine der betrachteten Gesellschaften wählte das vollumfängliche hybride Hauptversammlungsformat.

Im DAX hat sich die Anzahl der Unternehmen, die ihre Hauptversammlung im Präsenzformat durchführen, jedoch leicht erhöht. So wechselten BMW AG, Commerzbank AG und Deutsche Börse AG von der virtuellen Hauptversammlung zur Präsenzhauptversammlung, während nur BASF SE und SAP SE den umgekehrten Weg wählten und aus dem Präsenzformat in das virtuelle Format wechselten.

 

Virtueller Klärungsbedarf

Beim Frageverhalten zeigen sich klare Unterschiede. In Präsenzhauptversammlungen werden von den Aktionären meist weniger Fragen gestellt und der Austausch wirkt direkter. Bei virtuellen Hauptversammlungen (besonders im DAX) kommt es dagegen regelmäßig zu sehr hohen Fragevolumina. In 63 Prozent aller digitalen DAX-Hauptversammlungen wurden 2025 mehr als 100 Fragen gestellt, in Präsenz traf dies nur auf 31 Prozent der Fälle zu.

„Das deutet darauf hin, dass im virtuellen Format mehr Klärungsbedarf entsteht, weil spontane Rückfragen schwerer und echte Debatten nahezu unmöglich sind. Viele Aktionäre empfinden zudem die digitalen Treffen als weniger verbindlich und geeignet, um eine ernsthafte Diskussion zu führen“, so Tüngler.

 

Virtuelle HV hat Terminnot nicht entschärft

Die enorme Konzentration der Termine wird für Anleger mehr und mehr zum Problem. Besonders im Mai 2025, insbesondere in der Kalenderwoche 20 mit 44 Veranstaltungen, fanden extrem viele Hauptversammlungen gleichzeitig statt. Die beiden Spitzentage waren der 22. Mai und 4. Juni 2025 mit jeweils 14 Hauptversammlungen. Am 14. und 27. Mai 2025 waren es jeweils 13 Hauptversammlungen.

Für aktive Aktionäre, besonders für Privatanleger, ist das ein massives Hindernis. Die ursprünglich als zeitsparend gedachte virtuelle Hauptversammlung ist damit in der Realität oft nicht leichter zugänglich, sondern führt eher zu Terminkollisionen und einer geringeren Beteiligung.

Mitglieder wenden sich bitte an die zuständigen DSW-Mitarbeiter.

Ansprechpartner für die Presse: Erik Bethkenhagen, Pressesprecher