Bei Biotech-IPOs spielt Deutschland eine untergeordnete Rolle

Frage: Als Student der Biotechnologie möchte ich gerne in interessante Aktien entsprechender Unternehmen aus Deutschland investieren. Jetzt habe ich festgestellt, dass ich viele dieser Gesellschaften lediglich über eine amerikanische Börse kaufen kann. Wieso sind solche Aktien nicht in Deutschland notiert?

Anatoli K. aus Hamburg

Antwort: Natürlich wäre es für die deutsche Börsenlandschaft besser, wenn solche jungen Biotechunternehmen an einer hiesigen Börse notiert wären. Aber die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass es offensichtlich einfacher und erfolgversprechender ist, den US-Kapitalmarkt anzuzapfen, da dort deutlich mehr Kapital vorhanden ist. So ist etwa Curevac erst vor kurzem extrem erfolgreich an der US-Technologiebörse NASDAQ gestartet. Die Marktkapitalisierung liegt jetzt schon bei rund 8 Milliarden Euro. Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech, das im letzten Jahr ebenfalls an der NASDAQ an die Börse gegangen war, ist inzwischen fast 14 Milliarden Euro wert. Ähnliche Zahlen wären an deutschen Börsenplätzen wohl nicht möglich gewesen. In den USA gibt es seitens der Investoren zurzeit ein enormes Interesse an der deutschen Biotechszene. Allerdings wird diese Entwicklung vor allem durch die COVID-19-Pandemie befeuert. Deshalb wird erst die Zukunft zeigen, ob sie wirklich nachhaltig auf diesem hohen Niveau bleibt. Gleichzeitig sollte dies in Deutschland von der Politik aber durchaus als Alarmsignal verstanden werden. Sie muss den deutschen Kapitalmarkt im Rahmen der anstehenden europäischen Kapitalmarktunion deutlich stärken und attraktive Rahmenbedingungen vor allem für die jungen Start-up-Unternehmen schaffen.

Jella Benner-Heinacher