Chinesische Aktien: Delisting in den USA?

Frage: Als Fan chinesischer Unternehmen verfolge ich die aktuelle Entwicklung in den USA, wo viele davon in Form von ADRs etwa in New York gelistet sind. Ich habe in solche Papiere investiert. Nun soll es ein neues Gesetz geben, das chinesische Aktien aus dem US-Markt verbannen soll. Wissen Sie Näheres dazu?

Steffen W. aus Hannover

Antwort: Nach dem jüngsten Bilanzskandal um Chinas größte Coffeeshop-Kette Luckin Coffee haben die USA tatsächlich die Transparenz chinesischer Unternehmen in den Fokus gerückt. Der US-Senat hat das „Gesetz zur Rechenschaftspflicht ausländischer Unternehmen“ verabschiedet. Ziel ist es, dass chinesische Unternehmen, die in Form von American Depositary Receipts (ADRs) in den USA gelistet sind, dieses Listing verlieren, wenn sie nicht in drei aufeinander folgenden Jahren der Überprüfung durch das PCAOB (Public Company Accounting Oversight Board) standhalten. Knackpunkt dabei ist unter anderem die Bedingung, dass das PCAOB Zugang zu den Prüfungsunterlagen der Wirtschaftsprüfer in China erhalten soll. Das wiederum widerspricht chinesischem Recht - mit der Folge, dass  Unternehmen wie Alibaba ein Zweitlisting in Hongkong anstreben, um so den Handel zu verlagern. Dies erklärt auch, warum vielen Anlegern zurzeit ein Umtausch ihrer in den USA notierten ADRs in chinesische Aktien angeboten wurde bzw. wird. Ein Delisting chinesischer ADRs ist also ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Sie sollten daher den Umtausch Ihrer ADRs in Aktien, die an der Hongkonger Börse notiert werden, prüfen, aber nicht, ohne vorher die damit verbundenen Umtauschkosten zu hinterfragen.

Jella Benner-Heinacher