DIN-Norm für die Finanzanalyse

Frage: Als ausgebildeter Finanzberater mache ich aktuell eine Schulung, um die Zertifizierung für die DIN-Norm 77230 für die Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte zu bekommen. Was halten Sie als Vertreterin eines Anlegerschutzverbands von dieser neuen DIN-Norm?

Holger F. aus Remscheid

Antwort: Die neue DIN-Norm legt zunächst nur das Verfahren zur Durchführung einer Finanzanalyse für den Privathaushalt fest. Diese verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und umfasst Bereiche wie die Absicherung, die Vorsorge und die Vermögensplanung. Im Rahmen einer solchen Basis-Finanzanalyse sollen die relevanten Risiken identifiziert und in eine eindeutige Rangfolge gebracht werden.

Grundsätzlich ist das ein interessanter Ansatz – auch aus Anlegersicht. Klar ist, es ist ein wichtiger Leitfaden, der mögliche Versorgungslücken aufzeigen kann. Allerdings sollte diese Analyse nicht überbewertet werden, ist sie zunächst einmal nicht mehr als die Ausgangsbasis für eine sich anschließende individuelle Beratung des Anlegers auf Basis der Geeignetheitsprüfung. Als Anlegerorganisation hoffen wir, dass möglichst viele Finanzberater sich nach dieser Norm zertifizieren lassen und damit dann auch werben. In jedem Fall befreit die zertifizierte Finanzanalyse den Berater nicht von den gesetzlich vorgeschriebenen Informations- und Protokollierungspflichten. Schließlich muss sich diese DIN-Norm auch erst zu einem rechtlich relevanten Standard für Deutschland entwickeln. Das wird sicher noch viel Zeit benötigen.

Jella Benner-Heinacher