ESTER und SONIA sollen Manipulationen verhindern

Frage: Der Londoner Interbankenzins LIBOR war in der Vergangenheit einer der wichtigsten Referenzzinssätze, der auch für die Berechnung von Kreditzinsen herangezogen wurde. Seit bekannt wurde, dass unter anderem die Barclays Bank den LIBOR manipuliert hat, arbeitet meines Wissens die Europäische Union an einem neuen Referenzzinssatz, der weniger manipulationsanfällig ist. Wissen Sie, wie der künftige Referenzzins heißt und wann er zur Anwendung kommt?

Stefan G. aus Geldern

Antwort: Neben dem LIBOR kam es auch beim EURIBOR zu Manipulationen. Beide Referenzzinssätze sind Maßstab für Geschäfte in Billionenhöhe – vom Baukredit bis zu Derivate-Geschäften, etwa auf Rohstoffe. Seitdem bekannt wurde, dass sowohl LIBOR als auch EURIBOR manipuliert wurden, arbeiten weltweit Marktteilnehmer und Regulatoren daran, die Referenzzinsen auf eine sichere Basis zu stellen und Manipulationen zu erschweren. Ab Oktober 2019 beginnt deshalb die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Veröffentlichung von ESTER (Euro Short-Term Rate). ESTER basiert ausschließlich auf Transaktionen in Euro und löst ab 2020 den bisherigen Referenzzins EONIA (Euro Over Night Index Average) ab, der zurzeit noch als Nachfolger von EURIBOR fungiert. EONIA ist der durchschnittliche Zinssatz, zu dem eine Auswahl europäischer Banken einander Kredite in Euro gewährt, deren Laufzeit einen Tag beträgt. Der LIBOR wiederum, der sich auf kurzfristige Interbankenkredite in unterschiedlichen Währungen bezieht, soll Ende 2021 durch den SONIA (Sterling Overnight Index Average) als Referenzzinssatz abgelöst werden.

Jella Benner-Heinacher