Fintechs: Banken und Anleger könnten profitieren

Frage: Als junger Student interessiere ich mich bei meinen Bankgeschäften sehr für die so genannten Fintechs. Sie decken nicht nur Online-Bezahldienste ab, sondern bieten auch Online-Kredite zu günstigen Konditionen und Online-Dienstleistungen im Wertpapiergeschäft. Jetzt höre ich, dass Überlegungen aufkommen, diese Fintechs stärker zu regulieren. Ich würde deshalb gerne von Ihnen wissen, was Sie von den jungen Start-ups im Bankbereich halten? Werden diese den Bankensektor aufmischen? Und worauf sollte ich bei diesen Anbietern als Anleger achten?

Julian D. aus Wesel

Antwort: Die neuen Fintech-Unternehmen sind in der Regel junge Start-up Unternehmen, die vor allem viel Online-und Software-Technologie im Bereich Finanzdienstleistungen bieten. Ein Bereich, der bei den klassischen Banken bisher eher unterentwickelt war. Tatsächlich schießen diese Unternehmen wie Pilze aus dem Boden. Ob sie allerdings die Bankenlandschaft wirklich dauerhaft verändern, ist noch offen. Zunächst ist es aus Anlegersicht wichtig zu wissen, dass diese neuen Anbieter ihr Geschäft dort betreiben, wo keine Banklizenz gefordert wird.

Das heißt am Beispiel der Kreditvergabe: Fintechs agieren meist lediglich als  Mittelsmann oder Vermittler von Krediten. Am Ende benötigen sie zur Abwicklung doch eine klassische Bank mit Lizenz. Die aktuell sehr interessante technologische Entwicklung bietet den Anlegern zwar viele Chancen. Allerdings sollten Sie sich das Fintech-Unternehmen, mit dem Sie arbeiten wollen auch genau anschauen. Wer steht dahinter? Wer würde haften? Anders als in den USA, wo Unternehmen wie Wealthfront inzwischen schon über 2 Milliarden US-Dollar Vermögen verwalten, liegt der Marktanteil von Fintechs in Deutschland noch im Promillebereich. Viele dieser jungen Unternehmen werden im Bankbereich nicht überleben, wenn Sie nicht mit Banken kooperieren oder möglicherweise sogar von diesen übernommen werden. Hinzu kommt, dass die Bankenaufsichten in der Welt diese Entwicklung genau beobachten. Bei den ersten Fintech-Pleiten ist dann zu befürchten, dass die Regulierungsschraube angezogen wird.

Es ist zu hoffen, dass am Ende dieser Konsolidierungsphase beide Seite davon profitieren werden: die Anleger, weil sie neue technologische Möglichkeiten erhalten und die klassischen Banken, die durch zusätzliche Services auch für junge Kunden modern und attraktiv werden.

Jella Benner-Heinacher