Grünes Investment ist nicht gleich grünes Investment

Frage: Ich habe großes Interesse an nachhaltigen oder auch „grünen“ Investments. Gerade im Bereich der Anleihen hat sich da in den vergangenen Jahren ja einiges getan. Allerdings möchte ich vermeiden, dass ich in nur anscheinend nachhaltige Produkte investiere, die sich dann als normales Finanzprodukt mit grünem Anstrich herausstellen. Gibt es in der EU bereits zuverlässige Definitionen für solche Anlageprodukte? Und kann ich auch grüne Anleihen kaufen, die von der Bundesrepublik Deutschland ausgegeben werden?

Ermin F. aus München

Antwort: Eine „grüne“ Bundesanleihe gibt es noch nicht und das wird sich bis 2020 auch nicht ändern. In der EU bieten gegenwärtig zum Beispiel Frankreich, Irland und demnächst die Niederlande grüne Anleihen an. Allerdings muss man beachten, dass es nach wie vor keine einheitliche Definition gibt, die festlegt, wann eine Anleihe grün ist und wann nicht. Die Gefahr, dass klassische Finanzprodukte nur ein grünes Mäntelchen erhalten, um sie besser an Privatanleger verkaufen zu können, besteht somit nach wie vor. Ein EU-einheitlicher Standard etwa über eine Klassifizierung wäre hier ein wichtiger Schritt. Aktuell behelfen sich die Emittenten mit Marktstandards der ICMA (International Capital Market Association), die auf vier Kernkomponenten basieren: die Verwendung der Emissionserlöse, der Prozess der Projektauswahl, das Management der Erlöse und die Berichterstattung. Einen Missbrauch ausschließen können diese Leitlinien allerdings nicht.

Jella Benner-Heinacher