Dividendenstudie 2018

Teilnehmer seitens der DSW:

Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer

Prof. Dr. Alexander Zureck, FOM Hochschule, isf Institut for Strategic Finance

Christian W. Röhl, DividendenAdel

Jürgen Kurz, Pressesprecher

 

Es gilt das gesprochene Wort

 

(Redner: Marc Tüngler)

Meine Damen und Herren,

auch ich darf Sie herzlich zu unserer heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung der diesjährigen Dividendenuntersuchung begrüßen, die wir wieder in bewährter Kooperation mit der FOM Hochschule und der Research Plattform DividendenAdel durchgeführt haben.

Die Ergebnisse der Studie im Einzelnen werden Ihnen im Anschluss Herr Professor Zureck und Herr Röhl vorstellen, die ich ebenfalls sehr herzlich begrüße.

Analysiert wurden die Gewinnausschüttungen aller im regulierten deutschen Aktienmarkt – bestehend aus Prime-, General- und Entry-Standard – notierten Gesellschaften. Damit legen wir sicher auch in diesem Jahr wieder eine der umfassendsten Dividendenanalysen vor.

Die Zahlen sind einmal mehr beeindruckend. Nach dem schon sehr guten Dividendenjahrgang 2017, in dem erstmals alle vier Auswahlindices gleichzeitig neue Rekordmarken aufstellen konnten, und die Gesamtsumme die 47-Milliarden-Euro-Grenze geknackt hat, ging es diesmal sogar deutlich über die 50 Milliarden Euro, mit erneuten Rekordsummen über alle vier Auswahlindices hinweg. Die Unternehmensgewinne sprudeln offenbar nur so.

Man könnte meine, die Manager der deutschen Unternehmen seien auf den Quell ewigen Gewinns gestoßen. Doch ganz so ist wohl leider nicht. Sicher können wir uns - im Schnitt - nicht über die Qualität der hierzulande tätigen Manager beschweren. Sie machen einen guten Job, der ja auch entsprechend hoch vergütet wird.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch – und damit will ich die Managementleistungen gar nicht schmälern –, dass bereits seit einigen Jahren das volkswirtschaftliche Makroumfeld für die meisten Branchen so hervorragend ist, wie wir es in dieser Konstellation eigentlich noch nie erlebt haben und vielleicht auch nicht mehr erleben werden. Es mag paradox klingen, aber die Finanzkrise und ihre Folgen, sind ein wichtiger Bestandteil des aktuellen deutschen Wirtschaftswunders 2.0.

Die Zinsen verharren aufgrund der extrem lockeren Geldpolitik der EZB auf historisch niedrigem Niveau, was die Refinanzierung für Unternehmen ausgesprochen verbilligt und die Zinslasten in vielen Bilanzen drastisch reduziert hat. Daran dürfte sich zumindest im Laufe dieses Jahres nicht viel ändern. Der Spielraum der Europäischen Zentralbank EZB ist mit Blick auf die nach wie vor angespannte Situation in einigen südeuropäischen Staaten nicht allzu groß. Zudem ist von dem immer mal wieder angekündigten Revival der Inflation aktuell noch nichts zu spüren. Mit rund 1,6 Prozent liegt die Teuerungsrate in Deutschland ein gutes Stück unter dem anvisierten 2-Prozent-Ziel.

Die Energiepreise sind im Langfristvergleich, trotz der steigenden Kurse etwa beim Öl seit Mitte 2017, immer noch ausgesprochen moderat. Ähnliches gilt (auch noch) für den Euro-Dollar-Kurs.

Selbst die sonst in Deutschland meist eher lahmende Binnennachfrage stützt die Wirtschaft. Hier mag der Eindruck der Verbraucher helfen, dass in Zeiten, in denen Sparen sowieso nichts mehr bringt, das Geld genauso gut verkonsumiert werden kann.

Und – als wäre das nicht schon alles schön genug – sind die realen Lohnkosten bereits seit etlichen Jahren nicht mehr wirklich gestiegen.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich also fast in der schönsten aller möglichen Welten. Hier kein Geld zu verdienen ist nahezu unmöglich. Insofern ist es umso bedenklicher, wenn Unternehmen in diesem Umfeld nicht performen oder sich nicht in der Lage sehen, eine Dividende zu zahlen. Man muss die Frage stellen: Wann, wenn nicht jetzt?

Allerdings sammeln sich am Horizont schon erste Wolken, die den Konjunkturhimmel demnächst verdüstern könnten – wenn auch wahrscheinlich noch nicht im laufenden Geschäftsjahr.

Der Euro dürfte zunächst stark bleiben. Dafür sorgt neben der schwer kalkulierbaren Politik der USA auch die Tatsache, dass Europa im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen für Investitionen attraktiv bleibt. Insbesondere die Chinesen haben ihre Einkaufstour sicher noch nicht beendet.

Die US-Strafzölle werden, auch wenn die EU zunächst ausgenommen ist, aller Voraussicht nach eine Verlagerung der Handelsströme in Richtung Europa bewirken und damit zumindest Teile der hiesigen Wirtschaft unter Druck setzen.

Hinzu kommen die anstehenden Herausforderungen, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Da geht es zum einen um die hohen Investitionskosten, zum anderen um die noch sehr viel dramatischere Gefahr, ganz aus der Wertschöpfungskette zu fliegen.

Und dass es mit der Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften vorbei ist, ist wahrlich kein Geheimnis mehr.

Es kann somit gut sein, dass das Jahr 2019, für das aufgrund der guten Zahlen in diesem Jahr durchaus noch einiges zu erwarten ist, das vorläufige Ende der Dividendenrekordjagd markiert. Erste kleinere Bremsspuren sind auch bei den Unternehmen bereits erkennbar. So verlagert sich der Fokus bei vielen Gesellschaften wieder verstärkt von der Top-Line hin zur Bottom-Line. Oder – einfacher gesagt –, da es zunehmend schwerer wird, Gewinne über ein starkes Umsatzwachstum zu generieren, wird wieder auf die Kostenseite geschaut.

Grund genug für uns, ebenfalls genau hinzusehen. Natürlich auch auf den anstehenden Hauptversammlungen.

Meine Damen und Herren,

nach diesem kurzen Exkurs in die Welt der volkswirtschaftlichen Rahmendaten, nun aber zurück zur Dividendenstudie 2018.

Das alte Zitat vom Bankier Carl Fürstenberg, dass Aktionäre dumm und frech seien. Dumm, weil sie Aktien kaufen und frech, weil sie auch noch Dividende haben wollten, dürfte mittlerweile wohl als widerlegt angesehen werden. Nicht so ganz gilt das wahrscheinlich für einen anderen Fürstenbergschen Satz, der lautet: Der Reingewinn ist der Teil der Bilanz, den der Vorstand beim besten Willen nicht mehr vor den Aktionären verstecken kann.

Und in diesem Jahr ist der wirklich besonders üppig ausgefallen und das ist die Grundlage für die Dividenden.

Dass die Gewinnausschüttungen der Aktiengesellschaften auch 2018 einen nicht unerheblichen Anteil zur Wertsteigerung der Aktien deutscher Unternehmen insgesamt beitragen werden, steht daher jetzt bereits fest. Wie massiv der Einfluss der Dividenden ist, belegt ein Blick zurück. Am 1. Januar 1988 wurden die Kurs- und die Performance-Variante des DAX30 offiziell eingeführt. Beide starteten bei 1.000 Punkten. Der Unterschied ist deutlich: Während der Dax-Performance-Index, also der klassische DAX30, mittlerweile ein Plus von rund 1.130 Prozent verzeichnen kann, steht bei seinem dividendenlosen Pendant lediglich ein Kursgewinn in Höhe von rund 480 Prozent zu Buche. Auch bei Dividenden darf man also den Zinseszinseffekt nicht vernachlässigen.

Lassen Sie mich nun aber kurz die Haupterkenntnisse der Studie zusammenfassen, bevor Professor Zureck und Herr Röhl in die Details einsteigen.

1. Die im DAX30 notierten Aktiengesellschaften bleiben mit weitem Abstand die treibende Kraft hinter der hohen Dividendensumme, auch wenn die anderen Auswahlindices mittlerweile durchaus nennenswerte Summen beisteuern. Besonders erfreulich ist die Entwicklung des SDAX. Mit einem Dividendenzuwachs von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr war das Plus hier am höchsten. Bereits im vergangenen Jahr lag der SDAX mit einem Wachstum von 22,6 Prozent an der Spitze aller analysierten Segmente

2. Dividendentechnisch eher düster bleibt es für Aktionäre, die ihr Geld vornehmlich in kleine und kleinste Unternehmen investiert haben. Die Quote der ausschüttenden Gesellschaften ist nach wie vor gering.

3. Trotz der Rekordsumme und einem Zuwachs von 11,6 Prozent könnte und müsste es eigentlich deutlich mehr sein. Das mag zunächst seltsam klingen, aber wir sind nach wie vor mit der Pay out-Ratio, also dem Anteil des Gewinns, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird, nicht zufrieden.

Wir halten eine Quote von 50 Prozent als Risikoprämie für die Aktionäre für durchaus gerechtfertigt. Doch statt sich dieser Zahl anzunähern, müssen wir leider konstatieren, dass etliche Unternehmen die hohen Gewinne dazu nutzen, die Ausschüttungsquoten weiter zu reduzieren. Absolut wird dann zwar eine schöne Anhebung gezeigt, relativ fällt diese Anhebung aber zu niedrig aus. Dies gilt zum Beispiel selbst für unseren Dividendenkönig „Daimler“. Die Frage lautet: Sorgen die Unternehmen hier für schwierigere Zeiten vor? Oder noch schlimmer: Meinen die Vorstände und Aufsichtsräte, dass die Dividendenrenditen aufgrund der Nullzinsen im Sparbereich doch bereits hoch genug ausfallen?
Hier wird die DSW auf den kommenden Hauptversammlungen ebenfalls sehr kritisch nachfragen. Zum Beispiel wird in diesem Zusammenhang interessant sein zu erfahren, ob die Dividende in der gleichen Relation gestiegen ist, wie das Ergebnis und – ebenfalls nicht unerheblich – wie die Vorstandsvergütung.

Nun aber zu den versprochenen Einzelergebnissen der Untersuchung.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

DSW-Dividendenstudie 2018