Hauptversammlungsthemen 2019 / DSW-Watchlist / IPO-Liste

Teilnehmer seitens der DSW:

Klaus Nieding, DSW-Vizepräsident sowie Landesgeschäftsführer Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland

Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer

Jürgen Kurz, Pressesprecher

 

Es gilt das gesprochene Wort

 

(Redner: Klaus Nieding)

Meine Damen und Herren,

dass die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft sich in den letzten Monaten verschlechtert haben, muss ich in diesem Kreis wohl nicht extra betonen.

Sicher sind die Zinsen nach wie vor niedrig, was weiter für extrem moderate Refinanzierungskosten sorgt. Die Energie- und Rohstoffkosten sind zwar – über alle Klassen hinweg betrachtet – etwas gestiegen, liegen im Langfristvergleich aber immer noch deutlich unter dem Durchschnitt. Die Auslastung der Unternehmen ist hoch.

Andererseits sinken die Wachstumsraten bei den Bestellungen bereits. Die ersten Gewinnwarnungen und Prognoseänderungen zeigen, wohin die Entwicklung gehen wird. Zudem steigen die Personalkosten, was den Druck auf die Ergebnisse zusätzlich erhöht. Gleiches gilt übrigens für den steigenden Investitionsaufwand im Bereich der Digitalisierung. Auch dieser wird zunächst vor allem Geld kosten.

Hinzu kommt ein ganzer Strauß politischer Unwägbarkeiten, die die Planung langfristig ausgerichteter Investitionsentscheidungen erschweren. Das reicht vom Brexit über den drohenden Handelskrieg der EU mit den USA und den bereits laufenden Handelskrieg zwischen China und den Vereinigten Staaten bis hin zu den Iransanktionen sowie dem geplanten Bau einer Mauer an der US-Grenze zu Mexiko. Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass die politischen Knüppel, die der Wirtschaft zwischen die Beine geworfen werden, im Laufe des Jahres eher noch mehr werden

Vor diesem Hintergrund dürfte die Hauptversammlungssaison 2019, insbesondere wenn es um Zukunftsthemen geht, nicht ganz so ruhig verlaufen wie die des letzten Jahres.

Die Erfolge der Vergangenheit werden bei den Aktionären vieler AGs allerdings trotzdem nochmal für Freude sorgen: Wir rechnen im laufenden Jahr erneut mit einem Dividendenrekord. Diesmal werden aller Voraussicht nach über 50 Milliarden Euro ausgeschüttet. Allerdings dürfte damit das Ende der Rekordjagd vorerst erreicht sein. Gerade weil dies absehbar ist, wird die Dividendenstrategie eines der wichtigen Themen sein, die von den Sprechern der DSW auf den Hauptversammlungen angesprochen werden.

Für Diskussionen auf einigen der kommenden Hauptversammlungen werden erneut aktivistische Aktionäre wie etwa Hedgefonds sorgen. Der Fall ThyssenKrupp, die Hauptversammlung gehört ja traditionell zu den ersten des Jahres, zeigt deutlich, wie massiv der Einfluss solcher Investoren werden kann, wenn es zu Unstimmigkeiten mit dem Management kommt. Bei ThyssenKrupp haben Vorstands- und Aufsichtsratschef ihre Positionen zur Verfügung gestellt und der zunächst als Interimslösung eingesetzte EX-Finanzvorstand Guido Kerkhoff begann seine Zeit als Vorstandsvorsitzender mit einem Paukenschlag. Die neue Strategie, mit der Herr Kerkhoff offenbar die beiden Großaktionäre Krupp-Stiftung und Cevian Capital überzeugen konnte, lautet: Aufspaltung in zwei voneinander unabhängige Unternehmen. Ein Weg, den schon einige andere Unternehmen mit oft recht überschaubarem Erfolg gegangen sind. Die endgültige Entscheidung fällt dann auf der HV 2020.

Diskussionsbedarf seitens der Aktionäre gibt es auch bei der Bilfinger SE. Hier geht es allerdings um ein gänzlich anderes Thema, auch wenn der Investor Cevian, dem knapp 30 Prozent des Baukonzerns gehört, ebenfalls involviert ist. Eckardt Cordes, Aufsichtsratschef von Bilfinger und Partner bei Cevian Capital, wird sich mit Fragen nach einer möglichen Durchsetzung von Schadenersatzforderungen gegen den Ex-Vorstandschef Roland Koch konfrontiert sehen.

Ein Thema, das uns bereits seit einiger Zeit begleitet und für den Kapitalmarkt von übergeordnetem Interesse ist, ist die Frage, ob strukturverändernde Maßnahmen die Zustimmung der jeweiligen Hauptversammlung benötigen. Wir sind da in unserer Ansicht sehr klar: Wenn massiv in die Struktur eines Unternehmens eingegriffen wird, ist eine solche Zustimmung erforderlich. Neben dem Fall Linde / Praxair, den wir aktuell gerichtlich klären, werden wir dies in der Bayer-Hauptversammlung wegen der Monsanto-Übernahmen ebenso offensiv ansprechen, wie etwa bei RWE aufgrund des Innogy-Deals und aller damit verbundener Veränderungen des Energiekonzerns.

Was bei meinem kurzen Ausblick auf die Hauptversammlungssaison 2019 auf gar keinen Fall fehlen darf, sind selbstverständlich die Banken. Da ging es schon aufgrund der meist mauen Ertragslage und den in der Regel unerfreulichen Kursverläufen in den vergangenen Jahren grundsätzlich hoch her. In diesem Jahr kommt bei Commerzbank und Deutscher Bank ein neues Thema hinzu: Die – politisch offenbar gewollte – Fusion. Dabei sollte eigentlich klar sein, dass in der Regel kaum ein olympiatauglicher Leichtathlet zu erwarten ist, wenn zwei Lahme sich zusammentun. Die beiden Banken haben viel zu viele überlappende Geschäftsfelder, als dass ein Zusammenschluss Sinn machen würde. Das Einzige, was angerichtet würde, wäre ein massiver Arbeitsplatzabbau mit allen damit verbundenen negativen Auswirkungen, die in keiner Weise im Sinne der Aktionäre sind.

Ebenfalls seit geraumer Zeit im Fokus der DSW sind neben den Banken die Autohersteller und hier im Besonderen Volkswagen und Porsche. Hier füllten unsere Klageunterlagen, die wir am 28. Dezember 2018 gegen Volkswagen und Porsche bei den Landgerichten Braunschweig und Stuttgart eingereicht haben, immerhin acht Umzugskartons. Die DSW hatte ja gemeinsam mit Nieding+Barth sowie dem Hamburger Legal Tech-Unternehmen Financialright eine Klagemöglichkeit ohne jedes Kostenrisiko vorgestellt. Diese extrem erfolgreiche Aktion hat vielen Anlegern die Chance gegeben, ihre Ansprüche zu sichern, ohne sich Gedanken über die Finanzierung oder den Ausgang des Verfahrens machen zu müssen.

Der Skandal rund um den Einsatz von Abgasabschalteinrichtungen (Defeat Devices) ist aber schon lange nicht mehr auf den Volkswagen-Konzern beschränkt. Kürzlich hat das Landgericht Stuttgart die Daimler AG in mehreren Fällen zu Schadenersatzzahlungen an Autokäufer verurteilt – wegen des Einsatzes genau solcher Manipulationssoftware. Diese Urteile sind zwar noch nicht rechtskräftig, betrachtet man allerdings alle bisher bekannten Fakten in der Gesamtschau, drängt sich der Eindruck auf, dass Daimler zum einen eine solche Software im Einsatz hatte, und zum anderen, dass der Kapitalmarkt – genau wie von Volkswagen – zu spät informiert wurde. Daraus folgen natürlich mögliche Schadenersatzansprüche von Daimler-Aktionären.

Interessant dürfte auch die Wirecard-Hauptversammlung werden. Nachdem negative Berichte in der Financial Times den Aktienkurs der im DAX notierten Wirecard AG mehrfach massiv gedrückt hatten, untersagte die Finanzaufsicht BaFin für zwei Monate die Begründung weiterer Leerverkaufspositonen in dem Wert. Damit hat die Behörde es ermöglicht, in Ruhe zu analysieren, was an den erhobenen Vorwürfen dran ist. Wirecard muss die Zeit aber nun auch nutzen, die Karten auf den Tisch zu legen.

Viele Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Es gilt das gesprochene Wort

(Redner: Marc Tüngler)

Vielen Dank, Klaus Nieding.

Meine Damen und Herren,

lassen Sie mich nun zur DSW-Watchlist kommen, zu den 50 größten Kapitalvernichtern der im Prime Standard notierten Aktiengesellschaften. Bewusst beschränken wir uns bei der Erstellung der Watchlist schon von Beginn an auf die im Prime Standard notierten Werte, da das die Unternehmen sind, in die Privatanleger in der Regel ihr Geld investieren – oder besser: investieren sollten.

Neu ist, dass wir dieses Jahr neben der Kurs- und der Performance-Watchlist zusätzlich eine IPO-Liste 2018 vorlegen, nachdem wir 2018 doch wieder einige Emissionen bzw. Listings am Markt gesehen haben.

Die Quote der Dividendenzahler auf der Kurs-Liste ist im Vergleich zum Vorjahr mit 36 Unternehmen, die in dem Betrachtungszeitraum von fünf Jahren mindestens einmal Gewinne an ihre Aktionäre ausgeschüttet, gleichgeblieben. Für das Geschäftsjahr 2018 werden 25 der AGs eine Dividende zahlen. Im vergangenen Jahr waren das 26.

Auf der Performance-Watchlist ist die Zahl der Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren mindestens einmal ausgeschüttet haben, von 33 auf 35 Gesellschaften gestiegen. Für das Geschäftsjahr 2018 werden 24 AGs Dividende zahlen nach 21 für das Geschäftsjahr 2017.

Mit Zeal Network, Hugo Boss und Bertrandt haben es drei Gesellschaften dank ihrer Gewinnausschüttungen geschafft, auf der Performance-Liste nicht mehr vertreten zu sein. Da die Dividende aber ein Teil des Total Return ist und bleibt, ist das nicht nur als Randbemerkung zu verstehen, sondern ein für Anleger bedeutender Aspekt.

Insgesamt schneiden, verglichen mit den Auswahl-Indices, sowohl Kurs- als auch Performance-Watchlist auch in diesem Jahr wieder katastrophal ab. Besonders deutlich wird das in den längerfristigen Vergleichen.

Im Ein-Jahresvergleich, der in der Bewertung am geringsten gewichtet wird, liegen die Watchlist-Gesellschaften im Gesamtdurchschnitt bei einem Minus von rund 43 respektive 44 Prozent. Die Auswahl-Indices hatten zwar ebenfalls ein schwieriges Jahr, lagen aber trotz ihrer durchaus fühlbaren Verluste allesamt klar besser.

Im mittel- bis langfristigen Bereich, also in dem Zeithorizont, den Privatanleger meist im Blick haben, sah es im Vergleich mit den Indices noch deutlich schlechter aus.

Der „DSW-Performance-Watchlist-Index“ schrumpfte im Drei-Jahreszeitraum insgesamt um rund 46 Prozent, der Kurs-Index fiel um etwa 49 Prozent. Im Fünf-Jahresvergleich lag der durchschnittliche Kursrückgang inklusive Dividendenzahlungen sogar bei minus 56 Prozent, ohne Gewinnausschüttungen bei minus 61 Prozent. Im gleichen Zeitraum legte der TecDAX als klar bester Index um 105 Prozent zu.

Mit der 11 88 0 Solutions AG – übrigens im letzten Jahr noch unter den Top 3 – konnte gerade einmal eine der AGs, die sich auf der Kurs-Liste befinden, 2018 mit einem Kursplus abschließen. In den 3- und 5-Jahresvergleichen schaffte das diesmal keines der aufgelisteten Unternehmen. Nicht viel besser sieht es auf der diesjährigen Performance-Liste aus. In jedem der drei Vergleichszeiträume hat es jeweils nur eine Gesellschaft geschafft, im Plus zu landen.

Index

1 Jahr

3 Jahre

5 Jahre

DAX30

-18 Prozent

0,6 Prozent

10 Prozent

MDAX

-18 Prozent

4 Prozent

30 Prozent

SDAX

-20 Prozent

5 Prozent

40 Prozent

TecDAX

-5 Prozent

32 Prozent

105 Prozent

 

 

 

 

„Kurs“-

DSW-Watchlist

-43 Prozent

-49 Prozent

-61 Prozent

„Performance“-

DSW-Watchlist

-44 Prozent

-46 Prozent

-56 Prozent

Der DAX konnte, was die Kursentwicklung in den längerfristigen Vergleichen angeht, erneut mit keinem der anderen Auswahlindices mithalten. Deutlich die beste Performance legte – einmal mehr – der TecDAX hin. Insbesondere im Fünf-Jahreszeitraum konnte er sich deutlich absetzen.

Was die Kursentwicklung im Jahr 2018 angeht, lag bei den 30 im DAX gelisteten Gesellschaften die Aktie von Wirecard, die im September 2018 für die Commerzbank in die oberste deutsche Börsenliga aufgestiegen war, mit einem Plus von knapp 43 Prozent klar an der Spitze. Ein Unternehmen, das im laufenden Jahr, wie eben bereits von Herrn Nieding beschrieben, deutlich gelitten hat.

Wir halten die Reaktion der BaFin, die Begründung weiterer Leerverkaufspositonen in dem Wert für zwei Monate zu verbieten, übrigens für völlig richtig. Enttäuscht sind wir eher von der Börse Frankfurt. Die Börsen stellen den Markt für den Handel mit Wertpapieren zur Verfügung. Wenn es dann zum Verdacht auf ein Marktversagen kommt etwa – wie in diesem Fall – durch eine ungleiche Information der Marktteilnehmer, reicht es nicht, sich neben den Kurs zu stellen, und die Freiheit der Märkte zu proklamieren. Die Wirecard-Erfahrung hat gezeigt, dass klare, börsenunabhängige Vorschriften notwendig sind, wann der Kurs einer Aktie auszusetzen ist, um die Auslösung der automatisierten Stop Loss-Orders und damit das Auslösen der – von den Shortsellern gewollten - Kursspirale nach unten zumindest vorübergehend zu stoppen. Das gibt allen Marktteilnehmern und auch den Emittenten die Möglichkeit sich zu sammeln und – im Falle der Emittentin - zu erklären. Klar ist, dass keine einheitliche Schwelle für alle Aktien definiert werden kann. Unter Einbeziehung der Schwankungsbreite und der Handelsvolumina ließe sich aber durchaus jeweils eine relative Größe ermitteln.

Das Schlusslicht im DAX findet sich – wenig überraschend – einmal mehr auf der Watchlist wieder. Die Papiere der Deutschen Bank haben im Jahr 2018 rund 56 Prozent an Wert verloren.

Nun aber zu den 50 größten Kapitalvernichtern. Neu ist der Spitzenreiter beider Listen, die Mologen AG. Das Pharmaunternehmen war zwar auch in den vergangenen Jahren ständiges Mitglied der DSW-Listen, allerdings eher im unauffälligen Bereich um den Platz 30 herum. Ein deutlicher Kursrückgang im Dezember 2018 hat die AG nun an die Spitze der Schlechteste der Schlechten katapultiert. Mit Minus 96,9 Prozent im Fünf-, Minus 92,6 Prozent im Drei- und Minus 85,4 Prozent im Einjahresvergleich ist die rote Laterne allerdings auch mehr als verdient.

Auf Platz zwei folgt mit der Steinhoff International Holding ein alter Bekannter. Der angeschlagene Möbelkonzern hat ebenfalls in allen drei Vergleichszeiträumen wie schon im Vorjahr einmal mehr katastrophal abgeschnitten.

Auf Rang drei folgt mit Gerry Weber eine Gesellschaft, die denselben Platz bereits im Vorjahr belegte. Die mittlerweile insolvente Gerry Weber AG steht dabei stellvertretend für die Krise großer Teile der deutschen Textilindustrie, von der noch einige weitere Vertreter auf der Liste zu finden sind. Bereits auf Platz 5 folgt etwa Tom Tailor.

Platz vier der Kurs-Watchlist hat erneut die Singulus Technologies AG inne. Der Solarindustrie-Zulieferer ist ebenfalls eine Art Dauergast in den Top-Fünf der beiden Listen. Im Fünf-Jahresbereich legte Singulus die schlechteste Performance aller im Prime Standard notierten Aktien hin.

Die Top-Ten der Performance- und der Kurs-Watchlist sind identisch.

In beiden Listen sind mit der Deutschen Bank und dem Neuzugang Bayer jeweils zwei DAX-Gesellschaften zu finden. Wieder auf den Listen vertreten, aber nicht mehr in der obersten deutschen Börsenliga, ist die Commerzbank, die im letzten Jahr eigentlich schon den Sprung weg von der Watchlist geschafft hatte. In diesem Jahr nicht mehr mit dabei sind nach langer Zeit die beiden Energieversorger RWE und E.ON. Wir hoffen für die Aktionäre, dass dieser Abschied länger hält als der der Commerzbank.

14 Neu- und vier Wiedereinsteiger auf der Kurs-Watchlist, und 13 Neu- sowie ebenfalls vier Wiedereinsteiger auf der Performance-Watchlist sind ein Beleg dafür, dass Unternehmen durchaus die Chance haben, die Listen zu verlassen – aber eben auch das Risiko zurückzukehren.

Insgesamt bleibt es auf jeden Fall ein Warnsignal, das man als Aktionär ernst nehmen sollte, wenn eine der Gesellschaften, die man im Depot hat, auf einmal auf einer DSW-Watchlist auftaucht.

Die Performance-Watchlist zeigt zudem, dass noch lange nicht alles gut ist, wenn eine Gesellschaft Dividende zahlt. Zwar ist das – in der Regel – ein Hinweis auf ein funktionierendes, weil Gewinn abwerfendes Geschäftsmodell. Aber das muss nicht so sein. Die Dividende kann aus der Substanz kommen oder sie kann auf Sondereffekten beruhen. Und selbst wenn sie tatsächlich erwirtschaftet wurde, ist immer noch zu klären ob das Geschäftsmodell des Unternehmens wirklich nachhaltig zukunftsfähig ist. Besonders zu hohe Dividendenrenditen sollten Anleger wachsam machen, nicht sorglos.

Um die Beantwortung der Frage nach Zukunftsfähigkeit und Erfolgsaussichten des Geschäftsmodells dreht es sich auch, wenn es um die Entscheidung geht, ob man bei einem IPO dabei sein will oder nicht. Wir haben uns im Zuge der Erstellung der DSW-Watchlist erstmals die Performance der Börsengänge des letzten Jahres angesehen. Wie nicht anders zu erwarten, fällt das Ergebnis recht heterogen aus. Die Spanne reicht von einem Verlust von knapp 58 Prozent bei dem Autozulieferer STS Group bis zu einem Plus von gut 30 Prozent bei der Siemens-Medizintechnik-Abspaltung Healthineers.

Wer alle IPOs gleichgewichtet gezeichnet hätte, und bei der Zuteilung zum Zuge gekommen wäre, bei dem stände Ende 2018 eine Performance von Minus 19 Prozent zu Buche. Verglichen mit den Auswahlindices und vor dem Hintergrund eines durchaus schwierigen Börsenjahres ist das ein respektables Ergebnis.

Die Zahlen zeigen allerdings, dass es in vielen Fällen sinnvoll ist, zunächst abzuwarten, wie der Markt das neue Unternehmen einpreist. Immerhin bei 13 der 17 Börsengänge war es möglich, die Papiere im Nachgang zum IPO mehr oder weniger deutlich billiger einzusammeln.

Anleger sollten immer die Gretchenfrage stellen, warum ein Unternehmen an die Börse geht.

Wollen die Alteigentümer allein das Risiko zu möglichst hohen Preisen weiterreichen, sollte man vorsichtig und kritisch sein. Sammelt das Unternehmen hingegen neues Geld ein, um zu investieren, zu wachsen oder Schulden abzubauen – die eigentliche Idee eines Börsenganges -, kann und sollte man durchaus genauer hinschauen.

Allerdings kommt man nie umhin, sich mit dem Geschäftsmodell und den Aussichten eingehend zu beschäftigen.

Hier gilt erst recht: Anlegen ist Arbeit.

Vielleicht zum Schluss noch eine grundsätzliche Bemerkung zu den doch teilweise erschreckenden Ergebnissen unserer diesjährigen Watchlist:

Auffällig ist, dass das billige Geld an der Börse augenscheinlich keinen Effekt mehr hat. Die Flut des billigen Geldes hebt schon lange nicht mehr alle Schiffe. Schlecht laufende Geschäftsmodelle werden von der Anlegergemeinde abgestraft, was ja eigentlich ein Zeichen für gesunde Märkte ist.

Hinter dem billigen Geld kann sich also niemand mehr verstecken. Im Gegenteil: da Anleger weltweit durchaus mit einem Crash rechnen müssen, flüchtet man bewusst aus nicht oder nicht so gut funktionierenden Gesellschaften.

Die Pole und damit die Ausschläge verstärken sich dadurch.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

DSW-IPO-Liste

DSW-Watchlist - Performance 

DSW-Watchlist - Kurs