Mehr Transparenz bei Finanzkennziffern

Frage: Seit vielen Jahren bin ich so genannter Substanzanleger und versuche, die wichtigsten Bilanzkennzahlen einer Gesellschaft zu analysieren, bevor ich mein Geld investiere. Immer wieder stoße ich dabei auf unterschiedlichste Definitionen von bekannten Finanzkennziffern wie EBIT oder EBITDA. Und immer wieder ärgere ich mich darüber, dass es keine einheitlichen Definitionen gibt, die alle Unternehmen dann auch gleich anwenden müssen. Gibt es denn keinerlei Versuche, diese Begriffe zumindest in Europa zu vereinheitlichen? Das würde doch für uns Investoren die Vergleichbarkeit der Abschlüsse wesentlich erhöhen?

Anton E. aus Köln

Antwort: Sie sprechen ein für alle Anleger essentielles Thema an. Die DSW setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, einheitliche Definitionen für die wichtigsten Finanzkennzahlen zu schaffen. Einen ersten Fortschritt können wir auf EU-Ebene verzeichnen. Die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA hat jüngst Leitlinien zu alternativen Profitkennzahlen für börsennotierte Emittenten veröffentlicht. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um das EBIT (Earnings Before Interest and Taxes), das EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) oder den Free Cash-Flow.

Um die Transparenz und die Vergleichbarkeit dieser Finanzinformationen zu erhöhen, zielen die Leitlinien darauf ab, die Informationsasymmetrie bei den Anlegern zu verringern und so eine einheitlichere Anwendung dieser Kennzahlen zu erreichen. Die Leitlinien treten im Juli 2016 in Kraft. Für die Unternehmen heißt dies, dass sie zukünftig diese Ergebniskennzahlen in klarer und gut lesbarer Weise definieren und angeben müssen. Sie sollen zudem die Berechnungsgrundlage erklären und die Verwendung der Kennzahlen erläutern, so dass damit die Investoren deren Relevanz und Verlässlichkeit beurteilen können. Schließlich sollen sich die Berechnung und die Definition dieser Finanzkennzahlen über die Zeit nicht verändern. Wenn dies doch der Fall sein sollte, muss der Emittent diese Änderungen künftig erläutern. Dies könnte aus Sicht der Anleger zumindest als ein erster Schritt in die richtige Richtung gewertet werden.

Jella Benner-Heinacher