Sollen Ratingsagenturen besser kontrolliert werden?

Frage: Aus meiner Sicht tragen die zum großen Teil US-amerikanischen Ratingagenturen eine Mitschuld an der aktuellen Finanzkrise. Sie haben zu spät reagiert und sind auch nicht wirklich unabhängig. Und wieder einmal hat sich gezeigt, dass freiwillige Regeln, so wie sie die IOSCO (Internationale Vereinigung der Wertpapieraufseher) entwickelt hatte, im Fall des Falles nicht ausreichen. Gibt es in Europa Bestrebungen, aus der Krise Konsequenzen zu ziehen und die Ratingagenturen künftig besser zu kontrollieren?

Susanne S. aus Paderborn

Antwort: Sie haben Recht. Wieder einmal haben Regeln, die eine Branche zur Selbstverpflichtung anhalten, versagt, Die Ratingagenturen stehen in der Finanzkrise massiv unter Druck, weil sie negative Entwicklungen überhaupt nicht oder nur unzureichend prognostiziert hatten. Vor diesem Hintergrund hat die EU-Kommission nun einen Vorschlag für eine EU-Verordnung für Ratingagenturen unterbreitet. Danach müssen diese sich künftig bei den Aufsichtsbehörden registrieren und sich von diesen Landesbehörden umfassend überwachen lassen. Auch das Thema der mangelnden Unabhängigkeit der Agenturen wird von der Kommission aufgegriffen: Künftig ist es ihnen nämlich untersagt, Beratungsdienstleistungen zu erbringen. Außerdem müssen sie mindestens drei unabhängige Mitglieder in ihre Verwaltungs- beziehungsweise Aufsichtsgremien bestellen, deren Honorare vom Unternehmensergebnis der Agentur unabhängig sein müssen. Schließlich soll auch die Qualität der Ratings verbessert werden: Ein großer Kritikpunkt ist nämlich bisher die instransparente und von außen wenig nachvollziehbare Argumentationskette der Bewertung. In Zukunft sollen die Modelle, Methoden und grundlegenden Annahmen auf die sich die Ratings stützen, veröffentlicht werden. Soweit der Vorschlag der EU-Kommission. Man darf gespanntsein, ob die Verordnung am Ende des Rechtsetzungsverfahrens genauso aussieht.

Jella Benner-Heinacher